Star Wars – Knights of the Old Republic

Nach dem der hier behandelte Star Wars Rollenspielklassiker aus dem Jahre 2003 bereits 2013 bzw. 2014 für iOS und Android erschien, lässt er sich seit Ende letzten Jahres auch auf Microsofts aktueller Konsole, der Xbox One, spielen. Dabei dürfen sich Spieler über eine höhere Auflösung und eine schnellere Bildwiederholrate freuen. Auf den damals erschienenen, kostenlosen, Download Inhalt „Yavin Station“ muss allerdings verzichtet werden, schließlich strich Microsoft im Jahre 2010 den Online-Service „Xbox Live“ für Spiele der ersten Xbox Generation. PC und Mobile Spieler müssen hierauf allerdings nicht verzichten.

„Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis…“

Schon 4000 Jahre vor den Filmklassikern tobt in jener weit entfernten Galaxis bereits der Krieg zwischen Gut und Böse. Die Republik, ein Zusammenschluss der meisten Planeten der Galaxis, wird von dem Sith-Imperium bedroht. Einige Jahre vor den Ereignissen des Spiels gab es bereits einen Krieg der Republik gegen die Mandalorianer, ein loser Zusammenschluss unterschiedlichster Spezies die Ehre und Ruhm im Kampf suchten. Zunächst verlor die Republik Planet um Planet, da der Jedi Orden nicht eingreifen wollte. Einige junge Jedi, unter der Führung von Revan und Malak, widersetzten sich den Anweisungen des Rates und zogen in den Krieg. Zwar gelang es ihnen die Mandalorianer zu besiegen, doch die einstigen Helden Revan und Malak kehrten als Eroberer zurück und begannen einen neuen Krieg gegen die Republik. Den Jedi gelang es Revan auszuschalten, doch Malak nahm seinen Platz als Herrscher des Sith-Imperiums ein und setzte den Feldzug fort.

„Du hast den ersten Schritt in eine größere Welt getan“

Hier setzt Knights of the Old Republic (KotOR) ein. Man befindet sich als Soldat der Republic auf dem Kampfschiff „Endar Spire“. Der Spieler kann sein Aussehen und Geschlecht bestimmen und sich wahlweise einen Hintergrund als Soldat, Schmuggler oder Entdecker aussuchen. Ebenso werden rollenspieltypisch Talentpunkte auf Fähigkeiten verteilt, optional auch automatisch vom Spiel. Wie im Klassiker „Episode IV – Eine neue Hoffnung“ wird das Schiff direkt zu Beginn des

Spiels angegriffen. Der Spieler muss sich schnellstmöglich zu den Rettungskapseln begeben, um auf den sithkontrollierten Stadtplaneten Taris zu fliehen. Hier gilt es die Jedi Bastila zu retten, die seinerzeit Revan zu Fall brachte. Wie Prinzessin Leia im Filmvorbild ist auch Bastila keineswegs hilflos und reißt nach ihrer Rettung prompt die Führung der Gruppe an sich. Anschließend gelingt es den Gefährten die Sithblockade, ganz nach „Episode 1 – Die Dunkle Bedrohung“, zu durchbrechen und von Taris zu fliehen.

„Möge die Macht mit dir sein!“

Im Laufe des Spieles wächst die Gruppe auf bis zu neun Gefährten an, allerdings können immer nur zwei von ihnen den Spieler begleiten. Da der eigene Charakter stets von Machtvisionen, in denen Bastila Revan konfrontiert, geplagt wird, hält ihn seine Jedibegleiterin für machtbegabt. Es folgt eine Ausbildung an Dantooines Jedi Akademie. Eine weitere Vision verrät nach Abschluss dieser, dass Revan und Malak in Ruinen auf Dantooine auf etwas gestoßen sind. Schon bald folgt ein Auftrag des Jedi-Rates diese zu untersuchen. Es stellt sich heraus, dass die beiden abtrünnigen Jedi eine Sternenkarte fanden, die sie zur Sternenschmiede führte. Später stellt sich heraus, dass es sich dabei um eine gigantische Fabrik handelt mit der die Sith ihre schier unendliche Flotte produzieren. Der Spieler und seine Gefährten machen sich nun auf, Teile der Sternenkarte auf Kashyyyk, Manaan, Korriban und Tatooine zu finden, um die Kriegsmaschinerie der Sith aufzuhalten.

„Das schnellste Schiff der Galaxis“

Mit der auf Taris gestohlenen „Ebon Hawk“ kann der Spieler den Verlauf seiner Reise selbst bestimmen. Hat man drei der vier Karten gefunden wird man von Malaks Flaggschiff gefangen genommen. Bevor den Helden die Flucht gelingt, wird die Gruppe von der Offenbarung schockiert, dass der Spieler die ganze Zeit der Dunkle Lord Revan war. Die Jedi haben ihn gefangen genommen, ihm eine neue Persönlichkeit gegeben und benutzen ihn, um die Sternenschmiede zu finden. Bastila opfert sich um der Gruppe die Flucht zu ermöglichen. Ab jetzt kann sich der Spieler entscheiden, ob er wieder zum dunklen Lord der Sith aufsteigen möchte, oder die zweite Chance nutzt und die Galaxis von den Sith befreit. Nachdem man die letzte Sternenkarte gefunden hat begibt man sich in das abgelegene System der Sternenschmiede. Besagte Entscheidung hängt nun einzig und allein davon ab, ob man sich mit Bastila ganz nach Sithmanie gegen ihren neuen Meister Malak verbündet, oder sie von der dunklen Seite zurückholt. So endet der Spieler entweder als Held der Republik oder erneuter Sith-Tyrann.

„Antiquierte Waffen und Religionen können es nicht mit einem guten Blaster aufnehmen, Junge.“

Mit Maus & Tastatur, per Touch oder mit Kontroller, je nach Plattform, steuert man seine Figur in einer 3D Umgebung. Das Geschehen kann dabei jederzeit pausiert werden und man kann zwischen den Charakteren seiner Gruppe wechseln. Die Pausier-Funktion erweist sich gerade in Kämpfen als äußerst praktisch um den Überblick zu bewahren und in Ruhe die eigene Strategie zu überdenken. Im Kampf hat man die Wahl zwischen Nahkampfwaffen, Blastern, Granaten und Machtfähigkeiten. Die

Gewaltdarstellung ist dabei äußerst moderat. Es spritzt kein Blut und das aus den Filmen bekannte abtrennen von Gliedmaßen bleibt ebenso aus. Besiegte Gegner verschwinden einfach und hinterlassen einen Beutel mit Gegenständen. An einigen Stellen im Spiel gilt es ein auf Black Jack basierendes Kartenspiel zu meistern, ein Rennen zu gewinnen oder die Kontrolle über den Geschützturm des Schiffes zu übernehmen.

Gesprächsbedarf

Neben Kämpfen besteht KotOR zum Großteil aus Dialogen. Dabei werden dem Spieler mehrere Antwortmöglichkeiten vorgegeben und dieser hat beliebig viel Zeit sich je eine davon auszusuchen. Mit seinen Antworten bestimmt der Spieler die Handlung mit und kann sich z.B. durch Drohungen auch vor Kämpfen retten. Gerade die Gesprächsoptionen, die das Spiel der dunklen Seite zuordnet, können etwas ausarten. So kann man bspw. seinem Gegner androhen ihm genüsslich den Bauch aufzuschlitzen. Allerdings kommentiert das Spiel solche

Entscheidung konsequent negativ. Die meisten Mitglieder der Gruppe warnen den Spieler nicht der dunklen Seite zu erliegen und ein bestimmtes Mitglied schließt sich einem „bösen“ Spieler gar nicht erst an.

Die Gefährten offenbaren ihre Hintergrundgeschichte in Gesprächen. So kann man mit dem Ex-Jedi Jolee Bindo über das Leben und die Liebe philosophieren, sich mit Bastilas Angst vor der dunklen Seite auseinandersetzen, oder mit dem Kriegsveteranen Carth Onasi über dessen Vertrauensprobleme reden.

Fordernde Rätsel

In regelmäßigen Abständen trifft der Spieler auf, meist optionale, Rätsel. So kann man bei der Erforschung eines alten Sith Grabs etwa das uralte Rätsel der Türme von Hanoi lösen. An anderer Stelle rettet man einem Mann das Leben, dessen Frau seine Droiden darauf programmiert hat zu explodieren, wenn er sich bewegt. Dabei gilt es mathematische Gleichungen zu lösen oder Logikrätsel zu knacken. Gerade jüngere Spieler können hier schnell an ihre Grenzen stoßen.

Die Qual der Wahl

Häufig gibt einem das Spiel mehrere Möglichkeiten ein Problem anzugehen. Auf Manaan gibt es etwa einen Waffenstillstand zwischen der Republik und den Sith, da beide Seiten auf das Heilmittel „Kolto“ angewiesen sind. Im Laufe der Handlung muss der Spieler in die Sith-Basis eindringen, um die Daten eines gestohlenen Droiden zurückzuholen. Dazu hat man unter anderem die Wahl, eine Zugangskarte zu knacken, indem man mathematische Folgen vervollständigt. Da hier auch etwa Wissen über die Exponentialfunktion abgefragt wird steht diese Möglichkeit jüngeren Spielern nur mit Hilfe offen. Alternativ kann man Gesprächstalent beweisen und den Zugangscode einem Gefangenen im Verhör entlocken oder einfach den Hangar der Sith stürmen und ein Shuttle stehlen, um in die Basis zu kommen.

Fazit

Durch die milden Gewaltdarstellungen kann man KotOR zwar als unbedenklich für 12-Jährige beschreiben, doch die Möglichkeit, dass die Spielfigur sich jederzeit der dunklen Seite der Macht zuwenden kann, sollte dabei im Hinterkopf behalten werden. Der hohe Leseaufwand, etwa in Form von Tagebüchern die Hintergründe aufdecken, sowie der Teils recht hohe Schwierigkeitsgrad der Rätsel sorgen allerdings dafür, dass erst Teenager alle Aspekte von Knights of the Old Republic auch ohne Hilfe erleben können. Auch nach 15 Jahren hat KotOR seinen Charme nicht verloren und gerade die Möglichkeit sich der dunklen Seite anzuschließen bietet einen Blick auf das Star Wars Universum wie man ihn in den Filmen nicht bekommt.

Eine Rezension von Lukas Lang // Sommersemester 2018