Zero Escape 999: 9 Hours, 9 Persons, 9 Doors

Die Geschichte dreht sich um den Schüler Junpei, welcher mit acht weiteren Personen auf einem Schiff eingesperrt wurde. Dort werden sie von „Zero“, dem Verantwortlichen hinter allem, gezwungen, das „Nonary Game“ zu spielen. Hierbei handelt es sich um ein tödliches Spiel, bei welchem mit Hilfe numerischer Armbänder Türen geöffnet und Rätsel in Form von Escape Rooms gelöst werden müssen. Durch Bomben in den Körpern der Teinehmenden, welche bei Nichtbeachtung der Regeln detonieren, wird zusätzlicher Druck aufgebaut. Hierbei stellt die Tür mit der Nummer 9 das Ziel bzw. den Ausgang dar. Darüber hinaus gilt es zu erfahren, wer sich hinter „Zero“ verbirgt und somit für all dies verantwortlich ist und was mit dem „Nonary Game“ bezweckt werden soll.

Gameplay
Das Gameplay gestaltet sich in die zwei Modi Novel und Escape. Im Novel-Modus schreitet die Story voran, Konversationen zwischen Charakteren finden statt und es werden immer neue Informationen aufgedeckt. Dies stellt sich wie eine Art Film dar, auch wenn sich die Charaktere nicht flüssig bewegen, sondern in Standbildern im Anime-Stil dargestellt werden. Alle Charaktere sind auf Englisch sychronisiert und die Story entfaltet sich wie ein Buch vor den Spielenden. Diese Abschnitte können manchmal mehrere Stunden umfassen. Der zweite Modus sind die Escape Rooms: Räume voller Rätsel, deren Ziel immer ist, den Raum zu verlassen. Die Rätsel sind teilweise anspruchsvoll und erfordern logische Kombinationgabe. Manchmal sind es Puzzlespiele, manche wiederum sind mathematische Rätsel. Darüber hinaus haben die Spielenden die Möglichkeit, unterschiedliche Entscheidungen zu treffen, welche den Verlauf der Geschichte verändern. Dies führt zu insgesamt sechs unterschiedlichen Enden, wobei eines das „echte“ Ende ist und somit das Ziel des Spiels darstellt. Diese unterschiedlichen Entscheidungen werden in einem Flowchart dargestellt: eine Art Stammbaum, in welchem eingesehen werden kann, welche Entscheidungen bereits getroffen wurden und zu welchen Enden dies geführt hat.

Spielmechanik
Während des Abenteuers offenbart sich eine verstrickte und komplexe Handlung, welche zum stetigen Nachdenken und Hinterfragen anregt. Viele der Charaktere sind nicht die, die sie zu sein vorgeben, sodass sich die Spieler_innen immer wieder mit Verrat konfrontiert sehen. Auch kommt es im Spiel mehrmals zu Gewalttaten, bei welchen verschiedene Charaktere zu Tode kommen. Diese werden allerdings nie explizit dargestellt. Der Protagonist übt nie selber Gewalt aus, er ist vielmehr daran interessiert, zu deeskalieren und die Verantwortlichen hinter den Gewaltverbrechen ausfindig zu machen. Dies führt wiederum zu weiteren Spannungen und Misstrauen zwischen den Charakteren. Insgesamt ergibt sich so eine recht düstere und angespannte Stimmung, der die Spielenden permanent ausgesetzt sind. Auch der Tod der eigenen Spielfigur, Junpei, tritt in einigen der sechs Enden ein. Darüber hinaus befasst sich der Titel mehrfach mit komplexen Gedankenexperimenten und psychologischen Fragestellungen, von denen einige der Wirklichkeit entnommen sind, andere wiederum sind rein fiktiv. All dies setzt nicht nur Verständnis für die Inhalte voraus, sondern auch das Beherrschen der englischen Sprache. Auch Kraftausdrücke und Slang sind Teil der verwendeten Sprache.

Fazit:
Die Geschichte richtet sich nicht nur wegen der enthaltenen Gewalt, sondern auch aufgrund des psychischen Drucks, welcher im Laufe des Spieles aufgebaut wird, der komplexen und teils verstörenden Story und den (manchmal stark mathematisch) anspruchsvollen Rätseln in den Escape Rooms an Jugendliche ab 16 Jahren. Ab diesem Alter, und mit ausreichenden Englischkenntnissen, ist das Abenteuer eine spannende Erfahrung, regt zum Mitdenken an und zeigt, dass es manchmal auch in einem Videospiel nötig ist, die gezeigten Informationen und Charaktere kritisch zu hinterfragen.

Eine Rezension von Lisa Alexa Weinert // Sommersemester 2018