Dragon Age 2

Wie der Name schon vermuten lässt, ist Dragon Age 2 der zweite Teil der gleichnamigen Reihe von Bioware. Allerdings ist dieses Rollenspiel eine in sich geschlossene Geschichte und kann auch ohne Vorwissen aus dem ersten Teil bedenkenlos gespielt werden. Die Spielenden schlüpfen in die Rolle des wahlweise männlichen oder weiblichen Charakters Hawke, dem Champion von Kirkwall. Das Spiel beginnt damit, dass Hawke und sein (in dem Test wurde ein männlicher Avatar gesteuert) Familie vor der Dunklen Brut aus ihrer Heimat nach Kirkwall flüchten müssen. Dort macht Hawke sich einen Namen, indem er in der Gesellschaft aufsteigt und Einfluss auf das Geschehen der Geschichte nimmt. Die Spielenden erleben die Geschichte in drei verschiedenen Akten, die alle von Varric Tethras, einem der sechs Gefährten des Protagonisten, erzählt werden. Dabei müssen die Spielenden Entscheidungen für Hawke fällen, die den Spielverlauf und die Meinung der Mitstreiter_innen beeinflussen können. Das ganze Abenteuer findet dabei nur an einem einzigen Ort statt: der Stadt Kirkwall und ihrer Außenbereiche. Einerseits kann das einschränkend wirken, aber andererseits hilft es dabei, die Geschichte zu fokussieren und die Spieler_innen nicht zu überfordern. Die Kämpfe sind eine Mischung aus strategischem Denken und Live-Action. Man kann den Kampf jederzeit pausieren und sich einen Überblick verschaffen, um eine Strategie zu entwickeln. Die Spielenden können dabei jeden Charakter in ihrer Gruppe nach Belieben steuern und sind nicht nur auf Hawke beschränkt.

Strategisches Kämpfen: Nostalgie aufpoliert
Die Kämpfe in Dragon Age 2 sind aufgeteilt in verschiedene Phasen. So erscheinen Gegner immer an bestimmten Orten, durch die die Spielenden gehen müssen. Zum Beispiel fallen zuerst vier Spinnen von der Höhlendecke und nachdem diese Gegner fast bezwungen sind, erscheint eine zweite Welle Gegner. In manchen Kämpfen können es auch mehr als zwei Wellen sein. Die Spielenden haben immer die Option, den Kampf mitten im Geschehen zu pausieren, um sich auszusuchen, welche Aktion ausgeführt wird. Je nachdem welche Klasse man spielt (Krieger, Schurke oder Magier), können verschiedene Fähigkeiten und Angriffe freigeschaltet werden. Die Spielenden sind somit relativ frei darin, ihren Charakter zu individuell zu gestalten. Aus den Kämpfen kann nicht geflohen werden. Der Kampf endet also immer erst, wenn die Gegner besiegt sind oder alle spielbaren Charaktere kampfunfähig gemacht wurden.
In Dragon Age 2 können nur Magier gefallene Gefährten wiederbeleben, also lohnt es sich immer, einen der zwei bis drei (je nachdem, ob Hawke Magier ist oder nicht) Magier-Charaktere in der Gruppe zu haben. Das Spiel erlaubt es jederzeit den Schwierigkeitsgrad zu verändern. Wenn man also mal feststeckt, weil ein Kampf zu schwer ist, kann eine einfachere Schwierigkeitsstufe gewählt werden, um nicht stecken zu bleiben. Diese Flexibilität und die strategische Natur der Kämpfe machen sie also für verschiedene Arten von Spieler_innen interessant. Manche Bossgegner können allerdings den Spielspaß etwas dämpfen, da sie nur mit einer bestimmten Strategie bezwungen werden können und damit etwas langweiliger sind, vor allem wenn man das Spiel erneut spielt. Alles in allem erinnert das Kampfsystem an die älteren, rundenbasierenden Rollenspiele, in denen strategisches Handeln favorisiert wurde. Allerdings ist das Kampfsystem durch die Geschwindigkeit und das Fehlen der Runden etwas ansprechender für Spielende, die nichts mit den alten Rundensystemen anfangen können. Eine gut gelungene Mischung aus Nostalgie und Innovation.

Geschichte: Entscheidungen fällen
Die Geschichte wird durch verschiedene Hauptquests erzählt und zieht sich über sechs Jahre (im Dragon Age Universum). Außerdem hat jeder der fünf Gefährten eine eigene Geschichte, die ebenfalls im Laufe dieser sechs Jahre erzählt wird. Diese sind nicht verpflichtend, um das Spiel zu beenden, aber die Spielenden würden doch viel von den interessanten Geschichten verpassen, wenn diese Quests nicht absolviert werden. Die Geschichten handeln vor allem von Themen wie Familie, Heimat, Moral und Verantwortung. Im Laufe des Abenteuers müssen die Spielenden einige moralische Entscheidungen treffen, welche den gesamten Handlungsverlauf beeinflussen. Eine Kritik hierbei ist, dass die Entscheidungen das Ende des Spiels nicht drastisch verändern. Jedenfalls nicht so, wie es oft in Rollenspielen angeworben wird. Die Spieler_innen können außerdem eine Romanze mit einem von den vier Gefährten – zwei männliche und zwei weibliche – eingehen. Dabei spielt das eigene Geschlecht keine Rolle. Alle Dialoge sind synchronisiert und es können zusätzlich auch Untertitel eingeschaltet werden. Gute Lesekenntnisse sind also nicht unbedingt erforderlich, aber hilfreich um Beschreibungen und Briefe zu lesen.

Grafik und Sound: Mangelware?
Die Charaktermodelle und Zwischensequenzen sind gut animiert und vermitteln die Emotionen der Charaktere. Der Rest des Spiels ist hingegen eher enttäuschend, da viele Orte wiederholt benutzt werden, wie Höhlen und Keller. Das liegt an der kurzen Entwicklungsphase von nur einem Jahr und macht das Spiel nicht sehr abwechslungsreich. Auch die Farbgebung ist vergleichsweise eintönig. Auf der einen Seite hilft das, um die eher düstere und melancholische Stimmung der Geschichte widerzugeben, andererseits könnte das Spiel von einer besseren Grafik nur profitieren. Die Musik und die Soundeffekte hingegen sind gut abgemischt. Die Synchronsprecher_innen schaffen es durch ihre herausragende Leistung, den Charakteren ein Eigenleben zu geben. Besonders der Soundtrack vermag es, Emotionen hervorzurufen.

Fazit:

Dragon Age 2 erzählt eine spannende und emotionale Geschichte, stellt die Spielenden vor schwierige Entscheidungen und regt zum Nachdenken über Themen wie Vorurteile und Ausgrenzung bestimmter Gruppen an. Da unter anderem auch Sexszenen (nicht explizit) mit den Gefährten oder in einem Freudenhaus vorkommen, ist dieses Spiel zurecht erst ab 18 Jahren freigegeben. Zudem sind auch blutige und gewalthaltige Szenen enthalten. Alles in allem ist Dragon Age 2 ein guter Einstieg in die Reihe und interessant für volljährige Spieler_innen, die Interesse an gut geschriebenen Geschichten, Fantasy und taktischen Rollenspielen haben.

Eine Rezension von Christina Wyes // Sommersemester 2018