Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter

Im mittlerweile achten und letzten Teil der Sherlock-Holmes-Serie von Frogwares, schlüpfen die Spielenden wieder in die Rolle des berühmten Londoner Detektivs. Gelegentlich wird auch als Holmes‘ Freund und Mitbewohner Dr. Watson oder sogar als Spürhund Toby ermittelt. Das Adventure legt diesmal den Schwerpunkt, neben dem Sammeln, Interpretieren von Hinweisen und dem Lösen von Rätseln, auch auf Quick-Time-Events, bei denen schnell eine bestimmte Taste gedrückt werden muss. Wie im Vorgänger gilt es, episodisch angelegte Fälle zu lösen. Hindurch zieht sich zudem eine Rahmenhandlung, die sich um die Beziehung zwischen Holmes und seiner Adoptivtochter Kate, bekannt aus dem sechsten Teil, dreht.

Was tun ist klar, aber wie?
Die Einstiege in Holmes‘ Fälle sind vielfältig: Mal ist es ein Klient, der ihn um Hilfe bittet, mal Inspektor Lestrade von Scotland Yard und mal haben es die Verbrecher gar auf Holmes selbst abgesehen. Die nächsten Schritte sind aber meist dieselben und liegen für die Spieler_innen auf der Hand: Zeugen befragen, Tatorte untersuchen und den gesammelten Hinweisen nachgehen, um die Aufklärung des Falls voranzubringen. Während stets klar ist, welche Aufgabe als nächstes ansteht, sind die aus den Indizien gezogenen Schlüsse aber nicht immer ganz nachvollziehbar. Da ausreichend Hilfestellung gegeben wird, wird der Fluss des Spiels dadurch nicht beeinträchtigt, aber manchmal bleiben auch nach Abschluss eines Falls noch Fragen offen. Während die Rätsel gelungen sind und wirklich Spaß machen, bieten die Minigames, zum Beispiel zum Einschalten eines Generators, mehr Frustrationspotenzial. Diese sind gelegentlich gar nicht oder nicht gut genug erklärt, sodass unerfahrene Spielende sich fragen dürften, was überhaupt zu tun ist. Selbst als Adventure-Kenner braucht es unter Umständen mehrere Anläufe, bis das Spiel verstanden wird. Ist dann einmal klar, was gefordert wird, ist der Schwierigkeitsgrad allerdings recht gering. Wer sich nicht länger ärgern mag oder auf ein Spiel einfach keine Lust hat, kann dieses auf dem normalen Schwierigkeitsgrad auch per Tastendruck überspringen und weiterermitteln.

Schnelle Reaktionen und Gnade vor Recht
Die Steuerung gestaltet sich für den größten Teil simpel: In der PC-Version wird der Protagonist mit der Tastatur gesteuert und mit der Maus werden vormarkierte Objekte oder Dialogoptionen angeklickt, um zu lauschen, welche Erkenntnisse Holmes gewinnt. Etwas schwieriger wird es bei den immer wieder vorkommenden Quick-Time-Events, die zum Beispiel in Actionsequenzen oder beim Balancieren über Balken und Rohre zum Einsatz kommen. Um sie erfolgreich zu bestehen, müssen eine oder verschiedene Tasten möglichst schnell oder zum richtigen Zeitpunkt gedrückt oder es muss rechtzeitig an die richtige Stelle geklickt werden. Im Vergleich zu anderen Spielen geht es hier noch recht harmlos zur Sache, schnell reagiert werden muss aber dennoch. Eine Herausforderung anderer Art stellen die moralischen Entscheidungen am Ende jedes Falls dar: Soll der Täter dem Gesetz übergeben werden oder lässt Holmes Gnade walten und ihn gehen? Während es manchmal nur einen richtigen Weg zu geben scheint, sind andere Fälle schon schwieriger zu entscheiden, weil zum Beispiel Unschuldige ebenfalls unter den Konsequenzen leiden würden. Zu Beginn des nächsten Falls erhält Holmes dabei Briefe, die ihn über die Konsequenzen seiner Entscheidungen informieren, was deren Bedeutung noch einmal erhöht.

Die Krimi-Elemente
Wie auch die Originalgeschichten, spielt Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter im viktorianischen Zeitalter, was für eine gewisse Distanz zum Spielgeschehen sorgt. Dennoch werden die Spielenden auch emotional gefordert, vor allem, wenn es um die persönlichen Schicksale einiger Charaktere geht. Hinzu kommen gelegentlich spannende Szenen, in denen zum Beispiel ein Verdächtiger beschattet wird oder Holmes selbst vom Jäger zum Gejagten wird. Einige dieser Episoden sind stimmungsvoll und sehr gut gelungen, erhöhen aber auch das Stresslevel der Spieler_innen. Andere hingegen sind so bizarr, dass es schwer fällt, sie wirklich ernst zu nehmen. Wie bei einem Detektivspiel zu erwarten, stehen Verbrechen im Mittelpunkt. Dabei hat Holmes es vor allem immer wieder mit mitunter brutalen Morden zu tun, untersucht aber hauptsächlich die Tatorte. Gewaltakte werden im Spiel deshalb nur in eingeschränktem Maße und zum Teil stilisiert gezeigt. Mal greift Holmes in eine Kneipenschlägerei ein, mal gibt Dr. Watson seinem Freund Feuerschutz. Der gesteuerte Charakter setzt Gewalt dabei stets zum Schutz anderer ein.

Fazit:
Sherlock Holmes: The Devil’s Daughter ist ein spannendes Adventure für Krimifans. Die spannenden Ermittlungen verbinden sich mit Rätseln, Minigames und Quick-Time-Events zu einem abwechslungsreichen Spielerlebnis. Die gelegentlich schwer nachvollziehbaren Schlüsse und Lösungen fallen insgesamt nur wenig ins Gewicht, die teilweise nicht ausreichend erklärten Minigames können Adventure-Neulinge aber kurzzeitig frustrieren. Dank der Möglichkeit, diese zu überspringen, bleibt der Spielspaß trotzdem erhalten. Die Anforderungen des Spiels sind gut zu meistern. Durch die in sich abgeschlossenen Fälle ist es möglich, den Überblick über das aktuelle Geschehen zu behalten, doch einige Zusammenhänge sind recht komplex. Deshalb und aufgrund der Thematik der Fälle – besonders der erste Fall dreht sich um grausame Verbrechen und Rache, ist das Spiel erst ab 14 Jahren interessant.

Eine Rezension von Sarah Konersmann // Sommersemester 2018