Die Tales-Reihe erfreut sich in Japan großer Beliebtheit und auch der Westen kommt mittlerweile immer mehr in den Genuss dieser Spiele. 2016 veröffentlichte Bandai Namco Entertainment den neuesten Titel dieser Reihe, Tales of Berseria. Während die Tales–Reihe zwar immer schöne Geschichten bietet, die meist auf die Rettung der jeweiligen Welt durch den Sieg gegen das Böse hinauslaufen, weicht Tales of Berseria davon ab und erzählt die Geschichte der jungen Frau Velvet Crowe, deren Leben eine traurige Wendung genommen hat, nachdem ihr Bruder getötet wurde. Nun dürstet sie nach Rache und findet auf ihrem Weg weitere Begleiter, die von ähnlichen Motiven getrieben werden.
Gegen den Rest der Welt
Da die Hauptprotagonistin eine Art Antiheldin darstellt, entfaltet sich die Story ungewohnt anders als viele der gängigen JRPGs im Anime-Stil. Dies bietet eine erfrischende Abwechslung, hat mit dem Hauptthema Rache allerdings einen relativ düsteren Unterton, der auch Unterthemen wie Zorn, Hass und Ignoranz aufkommen lässt. Trotz allem sind die Charaktere allesamt unterschiedlich, schillernd und leicht ins Herz zu schließen. Obwohl das Hauptaugenmerk auf Rache liegt, haben die Charaktere alle unterschiedliche Sichtweisen, einen Gerechtigkeitssinn und können auch Spaß haben. Zu unterschätzen ist die allgemein düstere Thematik jedoch nicht. Und da die Titel der Tales-Reihe stets sehr textlastig sind, wird viel über diese Themen gesprochen.
Viel zu erledigen
Tales of Berseria bietet eine japanische und eine englische Sprachausgabe, die Untertitel sind unter anderem auf Deutsch verfügbar. Die Hauptstory ist spannend aufgebaut und kostet sicher an die 50 Stunden Spielzeit. Wem das nicht genug ist, dem bieten sich noch viele kleinere Aufgaben, durch die man die Charaktere besser kennenlernen kann oder sich bessere Gegenstände oder sonstige Bonis erspielt. Dadurch kann die Spielzeit sehr lang werden, es wird allerdings auch nicht so schnell langweilig. Das Kampfsystem ist in Echtzeit, schnell und actiongeladen. Es gibt mehrere Schwierigkeitsgrade und so ist für jeden etwas dabei. Wer sich mit dem Kampfsystem nicht so beschäftigen möchte oder kann, der wird auf dem einfachsten Schwierigkeitsgrad keine Probleme haben. Für die höheren Schwierigkeitsgrade wird das Kampfsystem aber teilweise sehr komplex, sodass viel Geduld notwendig ist, um dieses zu erlernen.
Eine lange Reise
Im Laufe der Geschichte erkundet man so ziemlich die ganze Welt, auf der sich das Abenteuer abspielt. Diese ist abwechslungsreich gestaltet, aber sehr gradlinig abgesteckt. Es gibt kaum Möglichkeiten, wirklich zu erkunden, da es meistens nur einen Weg gibt. Erst gegen Ende wird die Möglichkeit geboten, sich zumindest recht frei durch die verschiedenen Gebiete zu bewegen. Dies macht es aber auch leichter, zu Beginn dem Verlauf der Story zu folgen. Unterwegs erhält man zudem die Gelegenheit, viele optionale Plaudereien unter den Charakteren zu lesen, die oft einen gewissen Witz zwischen die vielen Kämpfe einstreuen. Allerdings leiden und sterben auch des Öfteren Menschen und teilweise hat man, neben den sonst üblichen Monstern, menschliche Gegner. Blut und offene Wunden sind hin und wieder zu sehen, allerdings gibt es keine expliziten oder brutalen Gewaltdarstellungen.
Fazit:
Wieder einmal ist ein spannender Teil aus der Tales-Reihe erschienen, der mit den üblichen Elementen überzeugt. Die Geschichte ist etwas anderes, neu und erfrischend, aber auch ein wenig düster. Spieler_innen ab 12 Jahren können in der Regel aber mit solchen Themen umgehen. Zudem sind die Charaktere trotz ihrer Motivation keine Kriminellen und besitzen moralisch vertretbare Einstellungen. Allerdings sollte man nicht lesefaul sein, denn es erwartet einen wirklich viel Text. Wen das nicht abschreckt, den erwartet eine interessante, frische Story mit Charakteren, die sich im Laufe des Abenteuers stetig weiterentwickelnden und einem komplexen, actionreichem Kampfsystem.
Eine Rezension von Martin Müller // Sommersemester 2018