Cyriel Kestrill aka Christina – Die Kopfgeldjägerin

Laser Geschosse zischten durch die Luft und verfehlten nur um eine Haaresbreite ihr Ziel. Cyriel Kestrill, berüchtigte Söldnerin des Imperiums, duckte sich unter den Geschossen hinweg und sprang hinter einen Baum um Deckung zu suchen.  Cyriel stieß einen Fluch aus, als ein weiteres Geschoss die Rinde neben ihr zerbarst.

Mit einer eleganten Bewegung, sprang Sie hinter dem Baum hervor und zückte Ihre Waffe. Ein paar Sekunden später gingen Ihre Angreifer zu Boden.
“Pah. Lächerlich.” Cyriel steckte Ihre Waffen zurück an Ihren Waffengurt und trat über die Leichen der beiden Evocii hinweg. Langsam musste sie sich dem Dorf der Aufständischen wohl nähern. Alle paar Minuten sprangen ihr ein paar Krieger in den Weg, um sie aufzuhalten. Doch bisher hatte sie alle bezwungen und nicht mal einen Kratzer abbekommen.

Sie blickte zurück auf die beiden Leichen und schüttelte den Kopf. In der Ferne erahnte sie noch die Mauern von Nem’ros Palast. Der gelbe Himmel und die fauligen Gerüche des Sumpfes, durch den sie gerade wanderte, ekelten Cyriel an.
“Kann‘s kaum erwarten, diesen Ort endlich zu verlassen.” murmelte sie zu sich selbst. Cyriel ging weiter und trat so heftig gegen einen Stein der am Boden lag, dass er in hohem Bogen hinweg flog und in einem Wasserloch in der Nähe landete. Es war ihr egal ob sie jemand gehört hatte, sie konnte es sowieso mit jedem aufnehmen.

Wenn du so stark und schlau bist, warum knallst du dann nicht einfach Nem’ro ab anstatt seine dreckigen Geschäfte zu erledigen?

Cyriel schüttelte den Kopf und versuchte nicht auf Ihre Gedanken zu hören. Dies war ein Job. Nichts weiter. Ein Job, der ihr am Ende die Flucht von Hutta ermöglichen würde. Ein Job, um an der Großen Jagd teilzunehmen und endlich aufzusteigen. Ein Jemand zu werden. Der Hutte Nem’ro war ihre einzige Hoffnung, auch wenn es ihr nicht gerade passte.

Zu ihrem Glück schien niemand den Stein im Wasser gehört zu haben. Sie wollte es vermeiden, noch mehr Leute zu töten.

Keine gute Einstellung für eine Kopfgeldjägerin. Du bist weich.

Wahrlich, ihr größter Feind schien sie selbst zu sein.Cyriel erklomm eine Anhöhe und blieb geduckt hinter einem Busch. Sie blickte hinab in die Erdkuhle, in der das Dorf der aufständischen Evocii lag. Überall liefen bewaffnete Männer und Frauen herum. Jeder schien nervös oder wütend zu sein. Ab und zu huschten ein paar Kinder zwischen den Häusern hin und her, aber niemand wagte sich ohne Grund nach draußen. Cyriel tippte an ihre Schläfe, an der eine ihrer Gesichtsprothesen befestigt war.

Für einen Moment erinnerte sie sich an den schrecklichen Unfall, den sie als Kind erlitten hatte. Eine Bombe hatte ihr fast das Leben genommen, aber die Ärzte konnten sie retten. Als Cyborg war sie noch besser ausgerüstet für Aufträge wie diesen, allerdings erforderten die Prothesen auch alle paar Jahre eine Wartung.

Sie drückte auf einen Knopf und ein holografisches Fernglas erschien vor ihrem Auge. Sie betrachtete die Häuser der Evocii und fand schließlich Ihr Ziel. Ein Mann mit einer auffälligen Schärpe und einer Augenklappe ging gerade in ein größeres Gebäude, das wie die Behausung eines Häuptlings aussah.

Cyriel schaltete das Fernglas ab und bewegte sich lautlos hinab ins Dorf. Sie schlich durch die Schatten und versuchte sich dem Haus zu nähern, in das der Mann verschwunden war.

Töte Huttenfluch und du kannst wieder verschwinden. Ganz einfach.

Leichter gesagt als getan. Sie hatte nicht aufgepasst und als sie um eine Ecke lief, stand sie plötzlich vor einer Gruppe Evocii. Diese sahen erschrocken aus und richteten sofort Ihre Waffen auf Cyriel. Schnell wie der Blitz, griff Cyriel eine Granate von ihrem Gürtel und warf sie vor die Evocii, bevor sie selbst aus dem Weg sprang. Die Explosion war laut, wirbelte aber auch gerade so viel Staub auf, um ihr die Möglichkeit zur Flucht zu bieten. Es roch nach verbranntem Fleisch und Cyriel hielt sich die Nase zu, als sie an den Leichen vorbei flüchtete.

Sie rannte geradewegs in das Haus und stieß beinahe mit dem Mann zusammen, den sie suchte. Sofort richtete Sie Ihre Waffe auf seinen Kopf. Der Evocii, der als Huttenfluch bekannt war, funkelte sie wütend an, hob aber langsam seine Hände.

“Ich sehe, Nem’ro hat jemanden gefunden, der für ihn unser Dorf abschlachtet. Dreckige Mörderin, was habt ihr als nächstes vor? Unsere Frauen und Kinder töten?”

Cyriel verdrehte die Augen.

“Ganz schön frech für jemanden, der gleich stirbt.” erwiderte sie.
“Ist ja nicht so als hätte ich was zu verlieren.” zischte Huttenfluch.

In diesem Moment rannte ein älterer Evocii auf die beiden zu, verzweifelt rief er:
“Halt! Vielleicht können wir eine Lösung finden! Eine Lösung bei der keiner hier mehr sterben muss.”.

Cyriel blickte ihm mit einem kalten Gesichtsausdruck an und machte keinerlei Anstalten die Waffe runter zu nehmen.

“Ach ja? Könnt Ihr mehr Credits zahlen als Nem’ro?” fragte sie spöttisch. Huttenfluch ballte zwei Fäuste und der Dorfälteste schüttelte den Kopf.

“Das nicht, aber bitte töte nicht Huttenfluch. Er ist unsere größte Hoffnung. Du kannst den Kopf von einem unserer gefallenen Krieger nehmen. Nem’ro wird keinen Unterschied feststellen! Ihn interessiert es nicht mal wie Huttenfluch aussieht.“

Cyriel seufzte und senkte langsam die Waffe.

“Warum sollte ich das tun?” fragte sie.

Huttenfluch und der Dorfälteste tauschten einen Blick. Sie schienen keine Antwort zu haben.

“Ach was soll‘s. Ich bin kein Fan von Nem’ro.” Cyriel steckte endlich ihre Waffe weg bevor die beiden eine Antwort finden konnten.

“Ich will einfach nur hier weg. Kann euch sogar ein wenig nachvollziehen, aber hey ein Job ist ein Job und ich werde mich nicht in eure Angelegenheiten einmischen.” Sie zuckte mit den Schultern.

Huttenfluch nahm seine Hände wieder runter und schüttelte seinen Kopf.

“Wir können nicht einfach einen Krieger enthaupten! Das ist gegen unsere Ehre!!” entgegnete er aufgeregt.

“Es geht hier um unser Überleben. Nicht unsere Ehre.” seufzte der Dorfälteste.
“Genau. Hör auf den Alten. Oder ich nehm doch deinen Kopf.” sagte Cyriel mit einem Lächeln. Huttenfluch sah aus, als würde er sie am liebsten angreifen, aber er besann sich eines Besseren.

Ein wenig später war Cyriel auf dem Weg zurück zum Palast. In ihrer Hand war ein Kopf in einem blutdurchtränkten Sack.

Niemand kann mich zu irgendwas zwingen. Ich bin immer noch ich selbst. Job hin oder her.

Sie lächelte als sie die Stufen zum Palast erklomm.

 

Ein Text von Christina Wyes // Sommersemester 2018