Kaysaa aka Sarah – “… … …”

“… … …”
“Der von Ihnen gewünschte Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar.“
„Ernsthaft?! Okay. Dann schick ich dir halt ne Sprachnachricht.“
„Junge, warum zur Hölle gehst du eigentlich nicht an dein Telefon? Du kannst dir ohne Scheiß nicht vorstellen was mir passiert ist… Ohne Witz. Das war so krass. Ich weiß gar nicht mehr wirklich alles was passiert ist aber. Ich bin… aufgewacht, schätze ich, und saß in so nem merkwürdigen Flugzeug. Keine Ahnung, wie ich da hingekommen bin. Dann ist das gelandet und ich musste aussteigen und stand auf ner Plattform irgendwo mitten in den Bergen! Ich bin da noch nie gewesen oder irgendwas. Da waren so Gebäude und zwei riesige Statuen mitten im Fluss? Also bin ich erst mal zu diesen Gebäuden hin und da standen noch so andere Leute rum… die sahen ohne Scheiß aus wie direkt von ner Convention. In so Roben – die ich übrigens auch irgendwie an hatte? – und mit so Gnubbeln auf dem Kopf und Tattoos im Gesicht und was weiß ich was.
Ich hatte gar keine Zeit mich irgendwie umzugucken, da kam auch schon son Typ an und hat mir was von Jedis und Padawanen und Tython und frach-mich-was erzählt und ich dachte nur so scheiße, was machst du jetzt? Also hab ich versucht mir nichts anmerken zu lassen und unauffällig möglichst viel darüber rauszufinden, was zur Hölle da abging. Wahrscheinlich dachte der ich bin komplett dämlich weil ich so dumme Fragen gestellt hab.
Jedenfalls meinte der, meine Meisterin für die Macht wäre spät dran – alter, ich kam mir vor wie in dem Fantasy-RPG oder so – und hat was gefaselt von ‚keine Gefühle, keine Leidenschaft, kein Chaos‘ und ich dachte nur so Have you met me even once? Hast du dir mal meinen Schreibtisch angeguckt zum Thema ‚kein Chaos‘? Aber dann kam da so ne Frau an und meinte ich muss unbedingt ganz dringend irgendwelche Hologramme vor irgendwelchen Kannibalen retten. Und ich konnte mich nicht rausreden. Ich hab nein gesagt aber die meinte, ich muss das machen, Schluss aus. Also hab ich mich erst mal da noch umgeguckt aber nicht so richtig viel rausgefunden und bin dann doch da hingeflogen, hatte ja keine Wahl. Musste mich irgendwie mit der ganzen Situation abfinden.
Die Leute da haben alle ständig irgendson merkwürdiges Zeug geredet… jedenfalls musste ich dann diese Hologramme da zurückholen und irgendwelche Leute aus Käfigen befreien und in den Bergen finden…. Das war so übelst surreal. Aber da liefen alle rum als wär das normal, also hab ich mich bedeckt gehalten und einfach irgendwie… mitgemacht.
Eine aus so nem Hologramm meinte, man dürfte bloß keine Gefühle haben weil Wut und Mitgefühl einen nur blenden würden und son Quatsch und ich fand das so bescheuert. Kinder, ihr könnt eure Gefühle nicht einfach abschalten! Das ist übelst ungesund! Ich glaub die können da alle erst mal nen Psychotherapeuten gebrauchen… Wie scheiße ist das bitte, wenn man immer nur wie son Fisch durch die Welt spaziert? Können die überhaupt irgendeine Art von Beziehung zu einander aufbauen ohne Gefühle? Die waren alle komplett gebrainwashed.
Und diese Fleischräuber waren voll gruselig. Erst hab ich mich immer an denen vorbeigeschlichen aber irgendwann musste ich dann gegen die kämpfen und ich konnte irgendwie so ne Art Schwert verwenden? Ich hatte sowas noch nie in der Hand. Und ich konnte so Erdbrocken auf die werfen, das war auch voll heftig. Ich mein, Willenskraft war immer schon mein Ding aber dass ich echt einfach… meine Umgebung dazu zwingen konnte, zu tun was ich will? Das war schon nice, wenn auch irgendwie merkwürdig und ein bisschen gruselig.
Letztendlich hab ich dann diese anderen Schüler gefunden und der eine hatte einfach mal ein komplett blaues Gesicht, weil die Fleischräuber die angegriffen hatten. Der eine meinte, man dürfte sich nicht rächen, „keine Emotionen“ blabla und das ging mir mittlerweile einfach so hart auf den Keks. Ich meine… wtf, die haben die angegriffen, die sperren ernsthaft Menschen in so KÄFIGE ein und greifen alles an, was denen zu nahe kommt. Und der wollte die einfach machen lassen! Diese Fleischräuber hatten den Typen so heftig zugerichtet… jedenfalls hab ich diesem Mädel da dann zugestimmt, die meinte, man muss sich auch zur Wehr setzen. Ich meine, ich bin eigentlich kein gewalttätiger Mensch, auch wenn ich vielleicht manchmal schnell wütend werde. Aber das war einfach was anderes. Du kannst das doch nicht einfach so durchgehen lassen! Ich sag ja, dieses keine-Emotionen-Gelaber ist Schwachsinn.
Jedenfalls hatte irgendwer eins von diesen Teilen, die ich eigentlich finden sollte, geklaut und ich wurde zu dieser Meisterin – Yuon, by the way – in so nen Tempel bestellt. Als ich da ankam hat da schon so eine mit Gnubbeln aufm Kopf auf mich gewartet und mir erzählt, ich müsste mich fortbilden lassen von anderen Meistern. Fand ich mega spannend, weil das war schon ziemlich cool, ich meine, ich konnte quasi zaubern. Erdklumpen durch die Gegend werfen ist vielleicht im Alltag jetzt nicht so wichtig aber vom Prinzip her war das schon sehr geil. Also, ich bin mir sicher, die hätten auch ein paar praktische Fähigkeiten gehabt.
Und dieses Mädel war richtig aufgeregt und nervös, aber voll süß. Also, mit Flirten wär die wahrscheinlich komplett überfordert gewesen und ich wollte mich da jetzt auch nicht in Schwierigkeiten bringen, wer weiß wie solche Sachen bei denen laufen, aber… die war echt süß.
Ich bin dann aber doch zu Yuon gegangen, weil es auch schon ganz schön spät war. Die meinte, ich muss das fehlende Teil in einem ‚illegalen Dorf‘ suchen. Da war ich dann direkt skeptisch, scheinbar hat der Rat da irgendwelchen Leuten verboten sich anzusiedeln und deswegen sollte ich dieses Teil da zwar suchen, die Siedler aber nicht beschützen, wenn die von Fleischräubern angegriffen werden. Was fürn bescheuerter Rat einfach nur. Die Jedis sind die besten und tollsten aber wenn sich jemand n Haus baut wo es denen nicht passt, dann verdient der auch keine Hilfe. Wow. Und das ist angeblich das richtige. Aber was hab ich erwartet, Mitgefühl blendet ja schließlich.
Naja. Wie die ganze Story ausgegangen ist kann ich dir nicht sagen. Es war zu spät um sich noch auf den Weg zu machen und diese Viecher zu bekämpfen war eh auch nicht ganz ohne. Jedenfalls hab ich mich hingelegt und aufgewacht bin ich dann wieder ganz normal bei mir zu Hause.
Keine Ahnung, ob das alles nur ein Traum war… ich weiß echt nicht, was ich davon halten soll. Ich meine, das Universum ist groß und alles und das hat sich alles super real angefühlt. Aber ich kann mir eigentlich auch nicht vorstellen, dass so was Realität sein soll. Und ich weiß auch nicht, ob ich das überhaupt wollen würde. Ich mein, einige Sachen waren schon cool, aber insgesamt… war mir das doch alles zu brutal und… einfach. Ich bin so froh, dass ich hier wieder Internet hab.
Meld dich mal, wenn du Zeit hast, dann kann ich dir noch mehr erzählen. Und sag mir nicht ich nehm zu viele Drogen!“

Ein Text von Sarah Konersmann // Sommersemester 2018

Cyriel Kestrill aka Christina – Die Kopfgeldjägerin

Laser Geschosse zischten durch die Luft und verfehlten nur um eine Haaresbreite ihr Ziel. Cyriel Kestrill, berüchtigte Söldnerin des Imperiums, duckte sich unter den Geschossen hinweg und sprang hinter einen Baum um Deckung zu suchen.  Cyriel stieß einen Fluch aus, als ein weiteres Geschoss die Rinde neben ihr zerbarst.

Mit einer eleganten Bewegung, sprang Sie hinter dem Baum hervor und zückte Ihre Waffe. Ein paar Sekunden später gingen Ihre Angreifer zu Boden.
“Pah. Lächerlich.” Cyriel steckte Ihre Waffen zurück an Ihren Waffengurt und trat über die Leichen der beiden Evocii hinweg. Langsam musste sie sich dem Dorf der Aufständischen wohl nähern. Alle paar Minuten sprangen ihr ein paar Krieger in den Weg, um sie aufzuhalten. Doch bisher hatte sie alle bezwungen und nicht mal einen Kratzer abbekommen.

Sie blickte zurück auf die beiden Leichen und schüttelte den Kopf. In der Ferne erahnte sie noch die Mauern von Nem’ros Palast. Der gelbe Himmel und die fauligen Gerüche des Sumpfes, durch den sie gerade wanderte, ekelten Cyriel an.
“Kann‘s kaum erwarten, diesen Ort endlich zu verlassen.” murmelte sie zu sich selbst. Cyriel ging weiter und trat so heftig gegen einen Stein der am Boden lag, dass er in hohem Bogen hinweg flog und in einem Wasserloch in der Nähe landete. Es war ihr egal ob sie jemand gehört hatte, sie konnte es sowieso mit jedem aufnehmen.

Wenn du so stark und schlau bist, warum knallst du dann nicht einfach Nem’ro ab anstatt seine dreckigen Geschäfte zu erledigen?

Cyriel schüttelte den Kopf und versuchte nicht auf Ihre Gedanken zu hören. Dies war ein Job. Nichts weiter. Ein Job, der ihr am Ende die Flucht von Hutta ermöglichen würde. Ein Job, um an der Großen Jagd teilzunehmen und endlich aufzusteigen. Ein Jemand zu werden. Der Hutte Nem’ro war ihre einzige Hoffnung, auch wenn es ihr nicht gerade passte.

Zu ihrem Glück schien niemand den Stein im Wasser gehört zu haben. Sie wollte es vermeiden, noch mehr Leute zu töten.

Keine gute Einstellung für eine Kopfgeldjägerin. Du bist weich.

Wahrlich, ihr größter Feind schien sie selbst zu sein.Cyriel erklomm eine Anhöhe und blieb geduckt hinter einem Busch. Sie blickte hinab in die Erdkuhle, in der das Dorf der aufständischen Evocii lag. Überall liefen bewaffnete Männer und Frauen herum. Jeder schien nervös oder wütend zu sein. Ab und zu huschten ein paar Kinder zwischen den Häusern hin und her, aber niemand wagte sich ohne Grund nach draußen. Cyriel tippte an ihre Schläfe, an der eine ihrer Gesichtsprothesen befestigt war.

Für einen Moment erinnerte sie sich an den schrecklichen Unfall, den sie als Kind erlitten hatte. Eine Bombe hatte ihr fast das Leben genommen, aber die Ärzte konnten sie retten. Als Cyborg war sie noch besser ausgerüstet für Aufträge wie diesen, allerdings erforderten die Prothesen auch alle paar Jahre eine Wartung.

Sie drückte auf einen Knopf und ein holografisches Fernglas erschien vor ihrem Auge. Sie betrachtete die Häuser der Evocii und fand schließlich Ihr Ziel. Ein Mann mit einer auffälligen Schärpe und einer Augenklappe ging gerade in ein größeres Gebäude, das wie die Behausung eines Häuptlings aussah.

Cyriel schaltete das Fernglas ab und bewegte sich lautlos hinab ins Dorf. Sie schlich durch die Schatten und versuchte sich dem Haus zu nähern, in das der Mann verschwunden war.

Töte Huttenfluch und du kannst wieder verschwinden. Ganz einfach.

Leichter gesagt als getan. Sie hatte nicht aufgepasst und als sie um eine Ecke lief, stand sie plötzlich vor einer Gruppe Evocii. Diese sahen erschrocken aus und richteten sofort Ihre Waffen auf Cyriel. Schnell wie der Blitz, griff Cyriel eine Granate von ihrem Gürtel und warf sie vor die Evocii, bevor sie selbst aus dem Weg sprang. Die Explosion war laut, wirbelte aber auch gerade so viel Staub auf, um ihr die Möglichkeit zur Flucht zu bieten. Es roch nach verbranntem Fleisch und Cyriel hielt sich die Nase zu, als sie an den Leichen vorbei flüchtete.

Sie rannte geradewegs in das Haus und stieß beinahe mit dem Mann zusammen, den sie suchte. Sofort richtete Sie Ihre Waffe auf seinen Kopf. Der Evocii, der als Huttenfluch bekannt war, funkelte sie wütend an, hob aber langsam seine Hände.

“Ich sehe, Nem’ro hat jemanden gefunden, der für ihn unser Dorf abschlachtet. Dreckige Mörderin, was habt ihr als nächstes vor? Unsere Frauen und Kinder töten?”

Cyriel verdrehte die Augen.

“Ganz schön frech für jemanden, der gleich stirbt.” erwiderte sie.
“Ist ja nicht so als hätte ich was zu verlieren.” zischte Huttenfluch.

In diesem Moment rannte ein älterer Evocii auf die beiden zu, verzweifelt rief er:
“Halt! Vielleicht können wir eine Lösung finden! Eine Lösung bei der keiner hier mehr sterben muss.”.

Cyriel blickte ihm mit einem kalten Gesichtsausdruck an und machte keinerlei Anstalten die Waffe runter zu nehmen.

“Ach ja? Könnt Ihr mehr Credits zahlen als Nem’ro?” fragte sie spöttisch. Huttenfluch ballte zwei Fäuste und der Dorfälteste schüttelte den Kopf.

“Das nicht, aber bitte töte nicht Huttenfluch. Er ist unsere größte Hoffnung. Du kannst den Kopf von einem unserer gefallenen Krieger nehmen. Nem’ro wird keinen Unterschied feststellen! Ihn interessiert es nicht mal wie Huttenfluch aussieht.“

Cyriel seufzte und senkte langsam die Waffe.

“Warum sollte ich das tun?” fragte sie.

Huttenfluch und der Dorfälteste tauschten einen Blick. Sie schienen keine Antwort zu haben.

“Ach was soll‘s. Ich bin kein Fan von Nem’ro.” Cyriel steckte endlich ihre Waffe weg bevor die beiden eine Antwort finden konnten.

“Ich will einfach nur hier weg. Kann euch sogar ein wenig nachvollziehen, aber hey ein Job ist ein Job und ich werde mich nicht in eure Angelegenheiten einmischen.” Sie zuckte mit den Schultern.

Huttenfluch nahm seine Hände wieder runter und schüttelte seinen Kopf.

“Wir können nicht einfach einen Krieger enthaupten! Das ist gegen unsere Ehre!!” entgegnete er aufgeregt.

“Es geht hier um unser Überleben. Nicht unsere Ehre.” seufzte der Dorfälteste.
“Genau. Hör auf den Alten. Oder ich nehm doch deinen Kopf.” sagte Cyriel mit einem Lächeln. Huttenfluch sah aus, als würde er sie am liebsten angreifen, aber er besann sich eines Besseren.

Ein wenig später war Cyriel auf dem Weg zurück zum Palast. In ihrer Hand war ein Kopf in einem blutdurchtränkten Sack.

Niemand kann mich zu irgendwas zwingen. Ich bin immer noch ich selbst. Job hin oder her.

Sie lächelte als sie die Stufen zum Palast erklomm.

 

Ein Text von Christina Wyes // Sommersemester 2018